Folge 3: Die endlose Weite

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Amanda McNaughton

08.10.2014, 20.15 Uhr, ServusTV
Die dritte Folge trägt den Titel "Die endlose Weite": die Landschaft im Herzen Kanadas ist geprägt von dichten Wäldern, unzähligen Seen - und scheinbar grenzenlosem Grasland. Die Prärie ist Heimat und Lebensraum des wohl markantesten Tiers in Nordamerika: des Bisons.

Einst bevölkerten diese mächtigen Büffel die Prärie zu Millionen. 1691 durchquerte der englische Entdecker Henry Kelsey den Süden Kanadas, wo er auf riesige Bisonherden stieß. Die Tiere waren die Lebensgrundlage für die Ureinwohner - die Jagd auf Bisons lieferte Fleisch, Fell und Leder sowie Knochen für Werkzeuge und Schmuckstücke.

Umgekehrt sorgten die Indianerstämme dafür, dass die Prärie für die Bisons dauerhaft offen blieb und den gewaltigen Grasfressern genügend Futter bot. Dazu brannten die Menschen von Zeit zu Zeit die Prärie frei - und trugen so mit zu dem Grasmeer bei, das Kanadas Kernland bis heute prägt.

Der massive Abschuss der Bisons durch weiße Jäger und Siedler im 19. Jahrhundert sorgte dafür, dass diese Ikonen der Prärie in freier Wildbahn praktisch verschwunden sind. Heute werden immer mehr Bisons in kleinen Herden auf privaten Ranches gehalten. Eine Szene zeigt, wie ein Junges, das gerade auf die Welt gekommen ist sofort versucht, auf eigenen Beinen zu stehen - ein seit Urzeiten angeborenes Verhalten, das vom Fluchtinstinkt des potentiellen Beutetiers zeugt.

In den weiten Ebenen tummeln sich auch Gabelböcke. Diese Antilopen sind die schnellsten Huftiere der Welt: im Sprint erreichen sie ein Tempo von knapp 100 Kilometern pro Stunde - spektakuläre Flugaufnahmen zeigen eine Herde in vollem Lauf. Zur Zeit Henry Kelseys zogen Millionen von Gabelböcken durch die Prärie. Nach einem dramatischen Rückgang durch intensive Bejagung wurde diese Art unter Schutz gestellt - dadurch ist ihr Bestand in den USA und Kanada heute wieder auf etwa eine Million Tiere angewachsen.

Kanadas Kernland zeigt noch ein weiteres Merkmal: es ist übersät mit Seen. Diese sind stumme Zeugen einer bewegten Vergangenheit - während der letzten Eiszeit gruben mächtige Gletscher Becken in den felsigen Untergrund. Nachdem sich das Klima wieder erwärmt hatte und das Eis sich nach Norden zurückzog, blieben die Becken voller Schmelz- und Regenwasser erhalten. Heute ist diese Seenlandschaft ein Refugium für Wasservögel - für Schneegänse ist es eine wichtige Raststation auf der Reise von ihren Brutplätzen in der Arktis zu den Winterquartieren weiter im Süden. Kanada-Kraniche versammeln sich an den Gewässer ebenso wie große Schwärme von Enten.

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Jody Ann

Ein weiterer Bewohner der Seenlandschaft ist der Biber. Die großen Nager betätigen sich als Dammbauer und Landschaftsgestalter - und so ist es zum Teil den Bibern zu verdanken, dass dieses Gebiet im Herzen Kanadas ein Paradies für Wasservögel und andere Bewohner geworden ist.

Aber nicht nur die Tierwelt profitiert davon: durch Biberdämme geschaffene Flusssysteme nehmen Niederschläge auf, verhindern Flutwellen und fördern die Ablagerung von Sedimenten, wodurch das Wasser von Schwebstoffen befreit und damit sauber und klar wird. Diese positiven Auswirkungen der Biber auf Landschaft und Natur gehen auch aus einem überlieferten Zitat der Blackfoot hervor: „Die Welt in der wir leben, wurde von Bibern erbaut.“