Folge 2: Der Wilde Westen

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Sacha Mirzoeff

01.10.2014, 20.15 Uhr, ServusTV
Im Zentrum der zweiten Folge "Der Wilde Westen" steht die Region zwischen der kanadischen Pazifikküste und dem mächtigen Gebirgszug der Rocky Mountains.

Als der englische Kapitän und Entdecker George Vancouver 1792 erstmals in der Umgebung der heutigen, nach ihm benannten Stadt an Land ging, glaubte er sich "im Garten Eden", wie er es in seinen Aufzeichnungen beschrieb. Vancouver sah in dieser Landschaft wilde, unberührte Natur - er konnte nicht ahnen, wie falsch er damit lag.

Jahrtausende lang schon hatten die Ureinwohner die scheinbar ursprüngliche Region bewirtschaftet: sie brannten das Unterholz der Wälder nieder, um ihre Chancen bei der Hirschjagd zu erhöhen. Sie ernteten die essbaren Wurzeln der Prärielilie ebenso wie nahrhafte Eicheln - und gestalteten so das Land mit, in dem sie lebten. Aber an der Westküste Kanadas gab es noch eine andere Nahrungsquelle: diese ist bis heute verbunden mit einem eindrucksvollen Naturschauspiel, das sich jedes Jahr wiederholt - dem Zug der Lachse.

Seit Millionen von Jahren kehren Lachse aus dem Pazifischen Ozean in jene Gewässer zurück, in denen sie selbst geboren wurden. Dazu wandern sie in unübersehbaren Schwärmen von der Küste die Flüsse stromaufwärts, um weit im Landesinneren zu laichen. Auf ihrem Weg finden zahllose Lachse den Tod, sei es durch Erschöpfung - oder weil sie anderen Tieren zum Opfer fallen. Die großen Fische sind eine unverzichtbare Nahrungsquelle für Wölfe, Schwarzbären und verschiedene Vogelarten.

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Kieran O'Donovan
©Brian Leith Productions - Terra Mater - Kieran _ O'Donovan

Doch besonders die Bären sind wählerisch und fressen nur die fettesten Teile eines Lachses. Die restlichen drei Viertel des Fischkadavers verrotten an Ort und Stelle - und versorgen so die Vegetation der Umgebung mit wertvollen Nährstoffen. Auf diese Weise können manche Bäume dreimal so groß werden wie in Gegenden abseits der Flüsse und Bäche mit ihrer Lachswanderung.

In manchen der Baumwipfel finden sich riesige, bis zu zwei Tonnen schwere Gebilde - die Nester der Weißkopfseeadler. Die Adlerküken konkurrieren von klein auf um das Futter, das ihre Eltern herbeischaffen. Sie legen jede Woche etwa ein Kilogramm an Körpergewicht zu. Am Ende wird das stärkste Junge versuchen, seine Geschwister zu attackieren, sie aus dem Nest zu drängen  und damit dem sicheren Tod auszuliefern. Die Gesetze der Natur scheinen grausam und unerbittlich - aber so ist gesichert, dass die verbleibenden Adlerjungen die größtmöglichen Überlebenschancen haben.

Neben den Küstenregenwäldern sind auch die Gebirgszüge landeinwärts ein wichtiger Lebensraum für Greifvögel - die Bergregionen sind das Revier des Steinadlers. Dieser ist kräftig genug, um auch größere Tiere zu erbeuten. In einer dramatischen Filmszene attackiert ein Steinadler eine Gruppe von Dall-Schafen, packt ein Lamm, das schwerer ist als er selbst und entführt es durch die Lüfte.

Wölfe, die Lachse aus einem Fluss fischen, männliche Dickhornschafe, die um Weibchen kämpfen, indem sie ihre Schädel mit dem mächtigen Gehörn mit voller Wucht gegeneinander krachen lassen und Grizzlybären, die jenseits des Polarkreises vom Schnee und Frost des heraufziehenden Winters in "Eisbären" der etwas anderen Art verwandelt werden - all das und noch viel mehr zeigt diese Folge über den Wilden Westen Kanadas.